Stärkste Sonneneruption registriert – was bedeutet das für die Erde? (2024)

  1. Startseite
  2. Wissen

Stand:

Von: Tanja Banner

KommentareDrucken

Die Sonnenflecken-Gruppe AR3664 sorgt für heftige Sonnenstürme. Ihre Auswirkungen auf die Erde sind spektakulär und potenziell gefährlich.

Boulder – Die Sonnenfleckengruppe AR3664 hat in der letzten Woche mehrere intensive Sonnenstürme ausgelöst und geladenes Sonnenplasma ins All geschleudert. Als dieses Plasma in der Nacht vom 10. auf den 11. August auf das Erdmagnetfeld traf, konnten ungewöhnlich weit südlich Polarlichter beobachtet werden. Obwohl sich die Sonnenfleckengruppe, die 17 Mal größer als die Erde ist, mittlerweile von der Erde abgewendet hat, bleibt sie aktiv.

Am 14. Mai um 18.51 Uhr (MESZ) wurde eine Sonneneruption der Stärke X8.7 bei dieser Sonnenfleckengruppe registriert. Laut dem Space Weather Prediction Center (SWPC) der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA war dies die stärkste Sonneneruption seit Beginn des aktuellen Sonnenzyklus im Jahr 2019. Das SWPC betonte: „Eruptionen dieses Ausmaßes sind nicht häufig“. Für die Erde droht jedenfalls keine Gefahr von der Sonneneruption: Die Sonnenfleckengruppe ist nicht mehr auf die Erde gerichtet, einzig Nutzer von Hochfrequenzfunk könnten Auswirkungen spüren, so das SWPC.

Sonne ist derzeit besonders aktiv – Sonneneruptionen und Sonnenstürme an der Tagesordnung

Die Sonnenaktivität folgt einem Zyklus von etwa elf Jahren und nähert sich derzeit ihrem Höhepunkt, was zu einer erhöhten Aktivität führt. Allein in der vergangenen Woche wurden 16 Sonneneruptionen der Klasse X verzeichnet, elf davon gingen auf die Gruppe AR3664 zurück, wie die Washington Post berichtete.

Sonneneruptionen werden in verschiedene Klassen eingeteilt: A repräsentiert die kleinsten Ausbrüche, gefolgt von B, C, M und schließlich X. Diese Klassen sind logarithmisch aufgebaut, was bedeutet, dass jede Klasse zehnmal stärker ist als die vorherige. Innerhalb jeder Kategorie gibt es noch Unterscheidungen von eins bis neun. Die einzige Ausnahme bildet die X-Klasse, die nicht auf neun begrenzt ist. Sonneneruptionen, die X10 überschreiten, sind jedoch äußerst selten.

Manche Sonneneruptionen führen zu Sonnenstürmen – die können der Erde gefährlich werden

Dass es nur sehr selten Sonneneruptionen größer als die Klasse X10 gibt, ist gut für die Erde, da solche Eruptionen eine erhebliche Bedrohung darstellen können. Die Eruptionen selbst können zu Funkausfällen auf der Tagseite der Erde führen. Noch gefährlicher sind koronale Massenauswürfe (CMEs), die bei einer Sonneneruption auftreten können. Dabei wird geladenes Sonnenplasma ins All geschleudert, was einen Sonnensturm verursacht. Trifft dieses Plasma auf das Magnetfeld der Erde, können spektakuläre Polarlichter entstehen. Aber das ist noch nicht alles.

Geladenes Sonnenplasma trifft auf das Magnetfeld der Erde

Das geladene Plasma kann auf der Erde verschiedene Auswirkungen haben:

  • Flugverkehr: Die Strahlungsdosis für Passagiere kann deutlich erhöht sein und die Navigation kann beeinträchtigt werden. Daher meiden Flugzeuge bei starken Sonnenstürmen oft Polarrouten.
  • Stromnetze: In Stromleitungen können hohe Spannungen entstehen und starke Ströme fließen, die beispielsweise Transformatoren zerstören können. Dies kann zu Ausfällen in Teilen des Stromnetzes führen. Auch die Internet-Infrastruktur kann betroffen sein.
  • Satelliten: Die hochenergetischen Partikel des Sonnensturms können die Sternensensoren von Satelliten blenden. Es kann zu Software-Abstürzen kommen, Solarzellen und andere elektronische Bauteile können beschädigt werden. Zudem können Satelliten durch Veränderungen in der Erdatmosphäre schneller abstürzen, was eine Gegensteuerung erfordert.
  • Astronauten: Menschen sind außerhalb des Erdmagnetfelds nicht vor Sonnenstürmen geschützt. Die Strahlungsdosis kann selbst innerhalb von Raumsonden hoch sein und bei Weltraumspaziergängen sogar lebensgefährlich werden, wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung berichtet.
  • Satellitennavigation: Kommunikationssignale von Navigationssatelliten (z.B. GPS) werden auf ihrem Weg durch die Erdatmosphäre leicht verzögert, da diese stärker ionisiert ist als normalerweise. Da Navigationssysteme ihren Standort mithilfe der Signallaufzeit berechnen, können dadurch falsche Berechnungen entstehen.

Mehrere starke Sonnenstürme trafen die Erde in der Vergangenheit

In der Vergangenheit gab es bereits einige heftige Sonnenstürme, die die Erde trafen. Der stärkste wissenschaftlich beobachtete Sonnensturm ereignete sich 1859 und ist als „Carrington-Ereignis“ bekannt. Damals konnte man Polarlichter ungewöhnlich weit im Süden (Rom, Kuba, Hawaii) sehen. Das Ereignis war so gewaltig, dass Papierstreifen in Telegrafenempfängern durch Funkenschlag Feuer fingen. Weitere große Sonnenstürme wurden in den Jahren 1921 und 1872 nachgewiesen.

Stärkste Sonneneruption registriert – was bedeutet das für die Erde? (1)

Eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigte, dass ein Sonnensturm der „Carrington“-Stärke auf der Erde mit ihrer elektrifizierten Gesellschaft dramatische Folgen haben könnte: Laut der Studie könnten 20 bis 40 Millionen Menschen für bis zu zwei Jahre ohne Strom auskommen müssen, und allein in den USA könnten die wirtschaftlichen Kosten bis zu 2,6 Billionen US-Dollar betragen.

Im Jahr 2012 entging die Erde offenbar knapp einem solchen Szenario: Wie die US-Raumfahrtorganisation Nasa erst 2014 bekannt gab, hat im Juli 2012 ein geomagnetischer Sturm der Größe des „Carrington-Ereignisses“ die Erde nur knapp verfehlt. Der Physiker Pete Riley schätzte damals, dass das Risiko, dass die Erde in den nächsten zehn Jahren von einem Sturm der „Carrington“-Stärke getroffen wird, bei zwölf Prozent liegt. (tab)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.

Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!

Stärkste Sonneneruption registriert – was bedeutet das für die Erde? (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Greg O'Connell

Last Updated:

Views: 5563

Rating: 4.1 / 5 (42 voted)

Reviews: 89% of readers found this page helpful

Author information

Name: Greg O'Connell

Birthday: 1992-01-10

Address: Suite 517 2436 Jefferey Pass, Shanitaside, UT 27519

Phone: +2614651609714

Job: Education Developer

Hobby: Cooking, Gambling, Pottery, Shooting, Baseball, Singing, Snowboarding

Introduction: My name is Greg O'Connell, I am a delightful, colorful, talented, kind, lively, modern, tender person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.